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Strange Stories

Murksgeschichten

Unsere Gastautorin...

 

... Maggie Strange mordet für ihr Leben gern. Das soll natürlich heißen, dass sie ein großer Krimi-Fan ist und liebend gerne fiese kleine Mord(s)geschichten schreibt.

In unregelmäßigen Abständen wird das hier ihr Tatort sein.

Den Anfang macht sie jedoch für uns mit

einer Weihnachtsgeschichte.

Herzlich willkommen, Maggie!

Wir sind gespannt auf Deine Geschichten,

das Murks-Team 😀 😜 🤓 😘

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Kasimir

Kasimir - Eine Weihnachtsgeschichte

Kasimir, der Hase erwachte. Es war noch sehr dunkel und alle Geräusche klangen gedämpft.

So wie das Ticken eines Weckers unter einem dicken Federbett. Er kroch aus seinem Bau und wirklich, es hatte geschneit in der Nacht, und wie ein dicker Teppich lag die weiße Pracht auf den Wiesen und Feldern und krönte die Bäume.

Aufgeregt hüpfte Kasimir herum; es wurde nun Zeit, sich auf den Weg zu machen. Auf den Weg zum Nordpol.

Eilig frühstückte er und packte dann ein paar Sachen in seinen Rucksack: eine Handvoll große Mohrrüben, einige Kohlen zum Feuermachen; es war sicherlich kalt am Nordpol. Kasimir band sich einen langen roten Schal um, setzte einen alten, schwarzen Schlapphut auf, zog seine Stiefel an und machte sich auf den Weg.                                                                       Die Stiefel waren etwas Besonderes. Er hatte sie von seinem Ur-Ur-Ur-Urgroßvater bekommen, der sie beim Kartenspiel gewonnen hatte. Wenn er damit einige wenige Schritte machte, war

er schon viele Kilometer weiter. Es war sehr spaßig, den Fuchs damit zu ärgern, der bei dieser ungleichen Jagd natürlich immer im Nachteil war und dumm aus der Wäsche guckte, wenn ihm der Hase entwischte. Aber auch die Jäger waren immer sehr verwundert, wenn der Hase, den sie schon so nahe wähnten, sich plötzlich außerhalb der Reichweite ihrer Flinten befand.

So war gar nicht viel Zeit vergangen, als Kasimir schon weit weg von zu Hause war. Aber er wunderte sich. Hier, in diesem fremden Land lag überhaupt kein Schnee. Verwirrt blickte er

sich um, da sah er in einem Gatter einen kleinen, grauen Esel stehen. Er zog die Stiefel aus

und ging auf ihn zu.

„Entschuldige“, sagte Kasimir, „ich glaube, ich habe mich verlaufen. Ist das der richtige Weg

zum Nordpol?“

Der Esel iahte vor Verwunderung: „Natürlich nicht“, meinte er herablassend, „Du bist hier in Griechenland. Das liegt im Süden und der Nooordpol“, er betonte Nord, „liegt im Norden.

Ich heiße übrigens Jannis, und Du? Außerdem, was willst Du eigentlich am Nordpol?“

„Nun“, erwiderte Kasimir, „es ist doch bald Weihnachten“, zog die Stiefel wieder an und „schwupp“ war er schon wieder auf dem Weg. Diesmal nach Norden. Hoffte er zumindest.

Ihm fiel ein, dass er Jannis gar nicht seinen Namen genannt hatte, so eilig hatte er es gehabt, die verlorene Zeit wieder aufzuholen.

Er erreichte Italien ein paar Tage später, zog ohne Halt zu machen durch die Schweiz.

In Frankreich machte er aber erst mal ein paar Tage Rast.

Die Stiefel liefen zwar fast von alleine, aber die Reise war doch recht anstrengend für einen kleinen Hasen wie Kasimir. Auf einem Bauernhof traf er Jean-Jacques, einen hübschen, bunten, aber stolzen Hahn. Er war hilfsbereit, aber eingebildet. „Nordpol? Merkwürdiger Einfall.

Aber nun ja“, plusterte er sich auf „am besten, Du überquerst den Kanal durch den Tunnel.

Ich bezweifle nämlich“, fügte er hinzu, „dass Du mit diesen Dingern“, er zeigte auf Kasimirs Stiefel „fliegen kannst. In England fragst Du dann nach dem weiteren Weg. Ich weiß ja sehr viel“, meinte er stolz, „aber ausgerechnet über den Nordpol weiß ich nicht so genau Bescheid.“

Kasimir bedankte sich und weiter ging es. Bald hatte er Schottland erreicht. Dort fragte er Patrick MacMillan, einen alten Scotch-Terrier nach dem Weg. Der wusste zwar Bescheid, aber wie Jean-Jacques schon erwähnt hatte, konnte er nicht fliegen, auch ohne die Stiefel nicht,

und schwimmen konnte er ebenfalls nicht. Aber er musste über den Atlantischen Ozean nach Island und von da aus weiter nach Grönland. Dort irgendwo ist der Platz, wo alle Geschenke gesammelt werden, die dann am Heiligen Abend an alle Kinder dieser Welt verteilt werden.

Niedergeschlagen saß Kasimir auf einem verschneiten Hügel. Würde Weihnachten nun ausfallen, weil er nicht zum Nordpol kommen konnte? Er wurde aus seinen Gedanken aufgeschreckt, als ihn plötzlich jemand ansprach. „Warum bist Du denn so traurig, Kleiner?“ Direkt neben ihm

stand ein riesiger Schneemann. Kasimir hatte ihn vorher nicht gesehen, weil er so anders

aussah, als die Schneemänner, die Kasimir kannte.

„Ach“, meinte er bekümmert, „ich muss unbedingt zum Nordpol. Der 3. Advent ist schon vorbei und nun wird die Zeit wirklich knapp. Ich bin so weit gekommen, aber nun ist meine Reise wohl zu Ende. Ich komme nicht weiter. Ich muss über den Ozean und ich kann weder schwimmen noch fliegen.“

 „Mmh, mmh“, machte der Schneemann, „lass mich mal überlegen. Fliegen, fliegen, fliegen. Natürlich. Ich hab´s. Fliegen. Du schmuggelst Dich einfach als blinder Passagier in ein Flugzeug und husch, eh´ Du Dich versiehst, bist Du schon in Grönland.“

Kasimirs Miene hellte sich auf. „Tolle Idee,“ freute er sich und aus Dankbarkeit gab er Hugo, so hieß der Schneemann, seinen Schlapphut, den langen, roten Schal und steckte ihm als Nase seine letzte Mohrrübe ins Gesicht und die restlichen Kohlen als Mund und Augen. Nun sah

Hugo aus, wie jeder andere Schneemann auch. Sie sagten sich Lebewohl und Kasimir machte sich auf den Weg zum Flughafen.

Es klappte auch alles ganz ausgezeichnet. Er fand das richtige Flugzeug, konnte sich unbemerkt hineinschleichen, verstecken und in null Komma nichts war er in Grönland.

Dort erwartete ihn eine Überraschung. Er traf Rudi, ein Rentier aus dem Weihnachtsgespann, das ihn bereits erwartete. Es hatte eine rote Nase und trug wunderschönes buntes Zaumzeug mit vielen Glöckchen. Auf Kasimirs Frage, woher Rudi denn wusste, dass er kommen würde, zwinkerte das Rentier nur.

„Toll, dass Du mich abholst“, freute sich Kasimir. Diesmal benutzte er nicht seine Stiefel, sondern ritt auf Rudis Rücken. Das machte Spaß, war fast so schön wie fliegen. Rudi rannte, so schnell

er konnte. Bald erreichten sie eine verschneite, kleine Hütte, die mitten im tiefsten Wald lag. Rauch stieg aus dem Schornstein in nächtlichen Himmel auf, die Fenster waren bunt geschmückt und hell erleuchtet.  Drinnen saß in einem Schaukelstuhl - eine bunte, warme

Decke auf den Knien - ein großer weißhaariger, weißbärtiger Mann. An einem Haken neben

der Tür hingen ein großer roter Mantel und eine rote Mütze. Ein prall gefüllter Sack lehnte neben dem Kamin, in dem ein lustiges Feuer brannte.

„Ich bringe Besuch, Chef“, rief Rudi zur Begrüßung, als er Kasimir an der Tür den Vortritt ließ.

„Sei willkommen“, brummte der Mann freundlich, „und, was führt Dich den weiten Weg hier herauf?“

„Ich, ich, ich“, stotterte Kasimir, von dem Anblick völlig verwirrt, „ich bin hier, um die Geschenke abzuholen und sie am Heiligen Abend an alle Kinder dieser Welt zu verteilen.“

„Ho, ho, ho“, machte der Weihnachtsmann, denn er war es natürlich, der da im Schaukelstuhl saß, „da hast Du wohl etwas durcheinandergebracht.

An Weihnachten kommt doch kein Hase, sondern der Weihnachtsmann. Hasen kommen an Ostern und verstecken Eier.“ 

Kasimir blickte verzweifelt vom Weihnachtsmann zu Rudi und wieder zurück zum Weihnachtsmann. „Ja“, sagte er schließlich beklommen, „da habe ich wohl wirklich etwas verwechselt.“

 „Nun, nun“, tröstete ihn der Weihnachtsmann, stand aus seinem Schaukelstuhl auf und tätschelte Kasimirs wuscheligen Kopf, „jetzt, wo Du schon da

bist, kannst Du Dich auch nützlich machen. Es wird höchste Zeit, dass wir losfahren.

Weihnachtsmann_und_Osterhase_auf_Schlitten.png

Illustration unter Verwendung von Grafiken von: OpenClipart-Vectors/Pixabay und Clker-Free-Vector-Images/Pixabay

Selbst ist die Frau...

Selbst ist die Frau...

„Sollten wir den Wagen nicht doch lieber in die Werkstatt bringen?“, fragte Irene ihren Mann.

Der winkte ab. „Ich bin schließlich selbst Mechaniker. Hast du das vergessen?“

Nein, Irene hatte es natürlich nicht vergessen. Sie hatte Werner kennengelernt, als sie ihren Porsche in die Werkstatt brachte, in der Werner arbeitete.

Sie hatten sich ein paar Mal getroffen, und dann hatte Werner der einige Jahre älteren, aber vermögenden Frau einen Heiratsantrag gemacht. Werner hatte auf ihren Wunsch hin die Arbeit aufgegeben und die beiden führten eine nach außen glückliche Ehe. Aber der Schein trog.

Schon ein paar Wochen nach der Hochzeit begannen sie zu streiten. Irene zog aus dem gemeinsamen Schlafzimmer aus.

„Dann sieh aber gründlich nach“, befahl Irene, „ich habe einen ziemlichen Schrecken bei dem Unfall ausgestanden.“

Der Unfall war eigentlich eine Lappalie. Sie war bei regennasser Straße zu schnell gefahren,

ins Schleudern geraten und hatte einen Laternenpfahl gerammt. Ihr war nichts passiert, am Auto war nur eine kleine Beule.

Die Bremsen hätten versagt, meinte Irene.

Werner glaubte ihr nicht, sie übertrieb gerne. Trotzdem sah er den Wagen gründlich durch. Nichts, Irene hatte eine lebhafte Fantasie.

Aber genau das brachte Werner auf eine Idee. Er würde den Wagen in die Werkstatt bringen, in der er einmal gearbeitet hatte. Es würde leicht für ihn sein, nachdem das Auto dort durchgecheckt worden war, heimlich den Wagen so zu manipulieren, dass Irene noch einmal einen Unfall hätte, diesmal allerdings einen Tödlichen.

Der Wagen wurde weggebracht, und Irene und Werner benutzten abwechselnd den Zweitwagen, einen VW, den Werner mit in die Ehe gebracht hatte.

Am Dienstagmorgen, Porsche sollte am nächsten Tag abgeholt werden, wollte Irene in die Stadt.

„Du kannst den Wagen nehmen. Ich fahre mit Frau Meyer von nebenan. Morgen habe ich ja

dann den Porsche wieder. Warte nicht auf mich, es wird spät werden.“

Werner frohlockte. Er würde Zeit genug haben, um in die Werkstatt und wieder nach Hause zu kommen, ohne dass jemand etwas merken würde.

Als Irene abends nach Hause kam, wartete die Polizei auf sie.

„Wir müssen Ihnen eine traurige Nachricht überbringen“, sagte einer der Polizisten.

„Ihr Mann ist mit dem Auto verunglückt. In einer Kurve hat er die Gewalt über den VW verloren.“

„Er war sofort tot“, ergänzte der

andere Beamte.

Ob es denn einen Anhaltspunkt

für Fremdverschulden gäbe, wollte

sie wissen.

„Nein“, sagten die Beamten.

Nachdem sie wieder allein war,

ging Irene ins Schlafzimmer.

Sie nahm ein Buch vom Nachttisch,

ging in den Garten und warf es in

die Mülltonne.

Es war „Selbst ist der Mann.

Autoreparaturen leicht gemacht“.

​                                                                                                                           Illustration unter Verwendung einer Grafik von: mohamed_hassan/Pixabay

Selbst ist die Frau....png

Darstellungsprobleme?

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