Mit 80 Keksen um die Welt
Wenn es um Lebensmittel geht, benötige ich einen Einkaufszettel, an den ich mich strikt halte.
Ich lasse mich sonst zu leicht ablenken und kaufe alles mögliche, weil mir Ideen für neue Rezepte in den Kopf kommen.
Diesmal war meine Liste lang, eigentlich sogar zu lang, weil ich mit dem Fahrrad unterwegs war. Bereits während ich durch den Supermarkt pirschte und mein Einkaufswagen immer voller wurde, kalkulierte ich im Geiste, ob ich auch alles würde transportieren können. Ich legte gerade die letzte Position von meiner Liste in den Wagen, als mir einfiel, dass ich vergessen hatte, die Zutaten für die Kekse zu notieren. Mir brach der Schweiß aus. Was nun? Auf den Gedanken, dass ich ja ein fertiges Produkt kaufen könnte, kam ich merkwürdigerweise gar nicht. Also rasch das Smartphone gezückt und im world wide web nach Keksrezepten gesucht.
Langsam aber sicher bereitete sich Panik in mir aus: Alle Rezepte beinhalteten mindestens ein Ei. Ich bin ja nicht vegan unterwegs, daher ist das Ei kein Problem, aber ein oder sogar mehrere rohe Eier auf dem Fahrrad transportieren … Keine gute Idee.
Ich suchte weiter und wurde fündig. Ein türkisches Gebäck, das aus nur drei Zutaten besteht, erregte meine Aufmerksamkeit. Mehl, Puderzucker und Margarine, mehr ist da nicht dran.
„Un Kurabiyesi“ heißt es, was so viel bedeutet wie Mehlgebäck. Cool, dachte ich, das ist es.
So einfach das Rezept auch sein mag, richtig aussprechen, werde ich es wohl nie können, auch wenn keine typisch türkischen Buchstaben im Namen vorkommen. Meinem Schwager zufolge bin ich diesbezüglich ein hoffnungsloser Fall.
Um ihn zu überraschen, habe ich mir eine weihnachtliche Variante mit verschiedenen Gewürzen ausgedacht. Ich nenne sie „Kış Un Kurabiyesi“. „Kış“ bedeutet auf türkisch „Winter“.
In der Türkei gibt es das natürlich nicht. Aber dort wird der Teig auch nicht ausgestochen,
so wie ich das mache, weil ich die traditionelle Form nicht zufriedenstellend hinbekomme.
Um das zu üben, habe ich aber keine Zeit.
Es gibt so viele Länder und so viele verschiedene
Keksrezepte. Die will ich zwar nicht alle
ausprobieren, aber sehr, sehr viele.
Mindestens achtzig verschiedene Länder will
ich - ohne meine Küche zu verlassen - besuchen.
Achtzig verschiedene Kekse will ich backen,
essen, krümeln …
Meine Keksreise wird mich rund um den Globus
führen.
Wie lange sie wohl dauern wird?
Ob es Völker gibt, die keine Kekskultur haben?
So viele Fragen, so viele Möglichkeiten …
Bestimmt werde ich auch Umwege machen, auf Seitenwegen unterwegs sein und mir – auf Grundlage und inspiriert von den traditionellen Rezepten - eigene Keks-Varianten
ausdenken …
Ich geh´ dann mal einkaufen – mit einem LKW!
Finnland: KaneliÄssÄ
für den Teig:
275 g Zucker
125 g Butter
3 Eier
1 - 2 TL Zimt
1 TL Backpulver
350 g Mehl
1 Prise Salz
zum Bestreuen:
30 g Zucker
1 EL Zimt
Die Butter über Nacht Zimmertemperatur erreichen lassen und am folgenden Tag mit dem Zucker in eine Schüssel geben und mit dem Mixer zu einer homogenen Masse schlagen.
Die Eier einzeln dazu geben und weiter mixen. Mehl, Backpulver, Zimt und Salz miteinander vermengen und über die Butter-Zucker-Ei-Mischung sieben. Mit einem Teigschaber vorsichtig vermischen und den Teig in einen Spritzbeutel füllen.
Auf ein mit Backpapier ausgelegten Backblech ca. 5 cm große Buchstaben „S“ spritzen, mit der Zucker-Zimt-Mischung bestreuen und auf mittlerer Schiene im auf 200 °C vorgeheizten Backofen 12 - 14 Minuten backen.
😊 In Finnland werden S-förmige Kekse gebacken. Der Buchstabe "S" steht vermutlich für "Suomi" - dem finnischen Namen von Finnland. Bei mir steht er für "Sauerei", denn das passiert, wenn ich diese Kekse backe. Die Buchstaben zu formen ist nicht so leicht, wie ich erwartet hatte und die Küche ist hinterher ... mächtig eingesaut.
Italien: Cantuccini
250 g Mehl (Type 405)
180 g Mandelkerne und 50 g gemahlene Mandeln
150 g Zucker
25 g Butter
2 TL Vanillezucker
1 TL Backpulver
8 – 10 Tropfen Bittermandel Aroma
2 Eier und 2 Eigelb
1 Prise Salz
Mehl und Backpulver durch ein feines Sieb in eine Schüssel geben, Zucker, Vanillezucker, Aroma undgemahlene Mandeln dazugeben und vermischen.
Die weiche (!) Butter, Eier und Eigelb unterrühren und mit einem Rührgerät mixen, bis ein geschmeidiger Teig entsteht. Den Teig nochmals kräftig mit den Händen kneten, dabei die Mandelkerne einarbeiten und den Teig in vier gleich große Stücke teilen. Diese zu Rollen formen und auf bemehlten Tellern abgedeckt für 1 Stunde in den Kühlschrank stellen. Die Rollen auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech auf mittlerer Schiene im auf 180 °C vorgeheizten Backofen 25 Minuten backen.
Die Rollen einige Minuten abkühlen lassen und noch warm in 1 – 1,5 cm dicke Scheiben schneiden. Diese mit der Schnittfläche nach unten auf das Backblech legen und im Backofen bei auf 160 °C reduzierter Temperatur 15 – 20 Minuten mit Ober- und Unterhitze backen.
Österreich: Linzer Augen
für den Teig:
300 g Weizenmehl
(z. B. Type 700)
200 g Butter
100 g Puderzucker
1 Päckchen Vanillezucker
1 Eigelb
1 Prise Salz
geriebene Schale von ½ Zitrone
für die Füllung:
100 g rote Johannisbeermarmelade
Mehl und die in Stücke geschnittene
Butter miteinander vermengen.
Eigelb, Puderzucker, Vanillezucker, Salz
und die abgeriebene Zitronenschale
hinzufügen. Alles zu einem geschmeidigen
Teig verkneten. Diesen abgedeckt in
einer Porzellanschüssel eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
Anschließend den Teig nochmals gut durchkneten, ca. 3 mm dick ausrollen und Böden ohne Löcher und Oberteile mit Löchern ausstechen.
In der Zwischenzeit den Backofen auf 180 °C Ober- und Unterhitze vorheizen.
Die Kekshälften auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech ca. 10 Minuten backen, abkühlen lassen und die Böden mit Johannisbeer-Marmelade bestreichen. Die Oberteile mit Puderzucker bestäuben und beide Hälften zusammensetzen.
👩🍳 👨🍳 Bei vielen Keksen das Backblech vor dem nächsten Durchgang gut abkühlen lassen, damit der Teig nicht auseinander fließt.
Russland: Prjaniki mit Kakao
für den Teig:
470 g Mehl
250 ml Milch
200 g Zucker
50 g Kakao
40 ml Öl
8 g Natron
2 EL Essig
1 Ei
1 TL Backpulver
¼ TL Salz
für die Glasur:
300 g Zucker
150 ml Wasser
200 g Mehl mit Kakao, Backpulver
und Salz in einer großen Schüssel
vermischen. In einer weiteren Schüssel
Milch, Zucker, Öl und Ei zu einer
homogenen Masse verrühren und zur
Mehl-Kakao-Mischung geben. Alles gut verrühren und langsam das restliche Mehl hinzugeben. Die Masse zu einem geschmeidigen Teig verkneten, und mit etwas Mehl bestäubt 15 Minuten ruhen lassen.
Nach dem Ende der Ruhezeit den Teig ca. 1 cm dick ausrollen und mit einem Trinkglas Kreise ausstechen. Die Kreise auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und 15 Minuten im auf 180 °C vorgeheizten Backofen backen. Herausnehmen und zum Abkühlen zur Seite stellen.
Wasser mit Zucker in einem Topf erhitzen, bis der Zucker sich vollständig aufgelöst hat. Die Flüssigkeit dann 10 Minuten sprudelnd kochen (bis eine Temperatur von 107 – 109 °C erreicht wird), die Kekse zügig damit bestreichen und trocken lassen.
👩🍳 👨🍳 Ich wurde bereits gefragt, ob ich es für eine gute Idee halte, russische Kekse zu backen. Mein Antwort lautet immer noch: Ja, auf jeden Fall.
Erstens kann das Gebäck nichts für die dortige Politik, zweitens ist es echt lecker und drittens gebe ich Putin nicht mal einen winzigen Krümel davon ab! 🤨
Schweden: Havrekakor
120 g feine Haferflocken
120 g brauner Zucker
100 g Butter
2 Eier
4 EL Mehl
2 TL Backpulver
Die Butter in einem Topf schmelzen
und zur Seite stellen.
In einer Schüssel Haferflocken,
Backpulver, Zucker und Mehl
miteinander vermischen.
Die lauwarme Butter und die Eier
dazu geben und zügig verrühren.
Den Backofen auf 180 °C vorheizen
und aus dem Teig kleine Kugeln
formen (eventuell noch etwas Mehl
hinzufügen), mit großzügigem
Abstand zueinander auf ein mit
Backpapier ausgelegtes Backblech
legen und ein wenig flach drücken.
Die Kekse 10 – 15 Minuten backen.
Die Ränder dürfen etwas braun werden.
Auf dem Blech ruhen lassen bis sie nur noch lauwarm sind, dann auf einem Gitterrost vollständig abkühlen lassen.
👩🍳 👨🍳 Da der Teig im Backofen verläuft, am besten nur 8 - 10 Kugeln auf ein Blech legen.
Türkei: Un Kurabiyesi
250 g Margarine
200 g Weizenmehl
(z. B. Type 1050)
50 g Puderzucker
Die Margarine in einem Topf
schmelzen und zur Seite stellen.
Wenn sie lauwarm ist, mit Mehl
und Puderzucker vermischen und
zu einem geschmeidigen Teig
verkneten.
Klassischerweise wird dieser Teig
in zwei Hälften geteilt, es werden
Rollen geformt, Scheiben davon
abgeschnitten und diese mit einer Gabel etwas eingedrückt. Die kleinen Teiglinge werden auf ein Backblech gelegt und bei 170 °C für 10 – 15 Minuten gebacken. Nachdem sie abgekühlt sind werden sie mit Puderzucker bestäubt.
Da ich die traditionelle Form nicht so hübsch hinbekomme, drücke ich den Teig platt bis er maximal 1 cm dick ist und steche mit einem Keksausstecher kleine Autos aus. Andere Formen sind selbstverständlich auch möglich, sollten aber nicht zu filigran sein, damit nichts abbricht. Am Backprozess ändert sich dabei nichts.
👩🍳 👨🍳 Das Gebäck gelingt auch mit Dinkelmehl. Allerdings geht der Teig dann im Ofen auf und die Kekse werden etwas "dicker".
Çikolatali bisküvi
250 g Margarine
150 g Dinkelmehl Type 1050
50 g Puderzucker
50 g Backkakao
20 g gemahlene Pistazien
1 Vanilleschote
1 Prise Salz
Die Margarine in einem Topf
schmelzen und zur Seite stellen.
Das Mark aus der Vanilleschote
kratzen und mit der Margarine
verrühren, wenn sie noch lauwarm
ist.
Anschließend Mehl, Puderzucker, Backkakao, Salz und die gemahlenen Pistazien unterrühren und zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Diesen mit den Händen platt drücken, bis er maximal 1cm dick ist und mit einem Keksausstecher die gewünschten Formen ausstechen.
Auf ein Backblech legen und bei 170 °C für 10 – 15 Minuten backen.
Nachdem sie abgekühlt sind, mit Puderzucker bestäuben.
Frozen Keks À la Bianca
für den Teig:
80 g Dinkelmehl Type 630
50 g Rohrohrzucker
50 g Butter
30 g Backkakao
1/2 TL Backpulver Rheinweinstein
1 Ei
1 Prise Salz
1 Vanilleschote
für die Füllung:
500 g Joghurt mit 1,5 % Fettgehalt
20 g Puderzucker
1 Vanilleschote
Den Joghurt in ein Baumwolltuch geben und in einem Küchensieb über einer Schüssel im Kühlschrank (über Nacht) abtropfen lassen.
Am Folgetag weiche Butter mit Zucker schaumig rühren. Mehl, Kakao, Backpulver, Ei und das Mark einer Vanilleschote dazu geben und zu einem geschmeidigen Teig verkneten.
Diesen in eine Porzellanschüssel legen und mit einem Teller abgedeckt für eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Unterdessen in einer kleinen Schüssel den abgetropften Joghurt mit Puderzucker und dem Mark einer Vanilleschote verrühren und zur Seite stellen.
Den Teig möglichst dünn ausrollen, die gewünschten Formen ausstechen und im Backofen bei 170 °C für 10 Minuten mit Umluft backen. Abkühlen lassen, die Füllung mit einem Spritzbeutel auftragen, je zwei Kekse „zusammenkleben“ und für 4 - 5 Stunden ins Eisfach stellen.
Kiş Un Kurabiyesi
250 g Margarine
200 g Dinkelmehl Type 1050
50 g Puderzucker
1 Vanilleschote
1 Tonka-Bohne
1 TL Zimt
1 TL Anis
½ TL Kardamom
¼ TL Piment
1 Prise Muskat
geriebene Schale von ½ Orange
Die Margarine in einem Topf
schmelzen und zur Seite stellen. Das Mark aus der Vanilleschote kratzen, Muskat, Orangenschale und Tonka-Bohne fein reiben. Die restlichen Gewürze verwende ich in bereits gemahlener Form.
Wenn die Margarine lauwarm ist, mit Mehl, Puderzucker und allen Gewürzen vermischen und zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Diesen mit den Händen platt drücken, bis er maximal 1cm dick ist und mit einem Keksausstecher die gewünschten Formen ausstechen.
Auf ein Backblech legen und bei 170 °C für 10 – 15 Minuten backen.
Nachdem sie etwas abgekühlt sind, mit Puderzucker bestäuben.
👩🍳 👨🍳 Das Gebäck existiert in dieser Form in der Türkei nicht.
Ich habe es mir als „Weihnachtsedition“auf der Grundlage der traditionellen Variante
ausgedacht. „Kış“ bedeutet „Winter“ 😊
Verschneite Tannen
für den Teig:
150 g Dinkelmehl Type 630
1 TL Backpulver Rheinweinstein
50 g Vanillezucker
50 g Backkakao
150 g Butter
1 Ei
1 Prise Salz
für die Crèmefüllung:
100 g Mandelmus
20 g Puderzucker
4 TL Zimt (ca. 12 g)
2 TL Kreuzkümmel (ca. 4 g)
2 Vanilleschoten
1/2 TL Salz (ca. 2 g)
on Top:
150 g weiße Kuvertüre
Butter, Zucker und Salz miteinander verrühren. Mehl, Kakao, Backpulver und Ei dazu geben und zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Diesen zu einem flachen Fladen drücken und abgedeckt für 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Unterdessen in einer kleinen Schüssel Mandelmus, Puderzucker, Zimt, Kreuzkümmel, das Mark der Vanilleschoten und Salz mit einander verrühren und zur Seite stellen.
Den Teig möglichst dünn ausrollen, Tannenbäume ausstechen und im Backofen bei 170 °C für 12 – 15 Minuten mit Umluft backen. Abkühlen lassen, mit der Crèmefüllung bestreichen und je zwei Kekse „zusammenkleben“.
Die Kuvertüre im Wasserbad schmelzen lassen und die Bäume mit der Spitze eintauchen. Abtropfen lassen und auf Backpapier zum Aushärten zur Seite stellen.
👩🍳 👨🍳 Für den Vanillezucker ausgekratzte Vanilleschoten in kleine Stücke schneiden und zusammen mit Rohrohrzucker in ein Schraubglas füllen. Die Vanilleschotengeben ihr Aroma an den Zucker ab.